Kraftsport bei Olympia - Dein Einsteiger-Guide zum Olympischen Gewichtheben | ATLETICA

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Dennis | ATLETICA Dennis | ATLETICA
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Wer ist der Stärkste? Wer ist der Schnellste? Wer hat die meiste Ausdauer?

Diese Fragen stellt sich die Menschheit wohl von Beginn an – und die ersten Tests, die durchgeführt wurden, um die Sieger zu ermitteln und diese Fragen zu beantworten, können wohl als Geburtsstunde des Sports gelten.

Insofern ist es auch kaum verwunderlich, dass der Test maximaler Stärke auf eine jahrtausende alte Tradition zurückblicken kann. In fast allen Kulturen der Welt finden sich traditionsreiche Wettkämpfe, bei denen Athletinnen und Athleten um den Titel des Stärksten ringen.

An der Spitze der heutigen Schwerathletik steht das Olympische Gewichtheben als Ausdruck maximaler Kraft und Power.

Gewichtheber Karlos Nasar

Olympisches Gewichtheben in der Nussschale

Im Grunde ist das Olympische Gewichtheben als Sportart so simpel, wie es nur sein kann:

Das Gewicht liegt am Boden. Die Aufgabe des Athleten ist es, es über den Kopf mit gestreckten Armen zu befördern.

Dies lässt sich auf zwei Wegen bewerkstelligen. Entweder indem das Gewicht ohne abzusetzen in einer flüssigen Bewegung über Kopf befördert wird („Reißen“ bzw. „Snatch“) oder indem es durch den Athleten zunächst auf den Schultern umgesetzt und dann ausgestoßen wird („Clean and Jerk“).

Pro Variante bekommen die Athleten drei Versuche, der jeweils schwerste erfolgreiche Versuch wird gewertet. Die Athleten entscheiden gemeinsam mit ihren Trainern selbst, an welchem Gewicht sie sich versuchen wollen. Wer nach beiden Varianten insgesamt das meiste Gewicht gestemmt hat, ist der Sieger des Wettkampfs.

Das Reißen (engl. Snatch)

Reißen mit der Langhantel

Der Snatch, auch Reißen genannt, gilt mitunter als die explosivste Bewegung im Sport

Der Athlet steht konzentriert vor der Langhantel, die mit schweren Scheiben beladen ist. Mit einem explosiven Ruck hebt er die Hantel vom Boden und bringt sie in einer fließenden Bewegung über den Kopf.

Dabei geht es um Kraft und Präzision: In einem schnellen Zug hebt der Athlet die Hantel an und bringt sie etwa auf Schulterhöhe. 

Dann taucht er unter die Hantel und fängt sie in einer tiefen Hocke mit gestreckten Armen auf. Mobilität, Balance und Präzision sind gefragt. Entfernt sich die Hantel nur Zentimeter aus ihrer idealen Position über den Schultern, kann der Athlet das Gewicht nicht kontrollieren und muss es erfolglos abwerfen.

Hat der Athlet jedoch die Kontrolle über die Hantel behalten, muss er seinen Versuch noch zu Ende bringen. Der Athlet steht dann aus der Hocke stabil auf, während die Hantel in seinen gestreckten Armen über dem Kopf bleibt. 

Beweist er auch in dieser letzten gestreckten Position seine Kontrolle, folgt das Signal des Schiedsrichters. Der Athlet darf seine Last abwerfen.

Das Publikum applaudiert, und der Athlet freut sich über seinen erfolgreichen Versuch. 

Der Snatch zeigt nicht nur körperliche Stärke, sondern auch Technik, Balance, Beweglichkeit und Konzentration.

Das Umsetzen & Stoßen (engl. Clean & Jerk)

Clean & Jerk

Der Clean & Jerk, oder das “Umsetzen und Stoßen”, ist die zweite Disziplin im olympischen Gewichtheben. 

Hier wird rohe Kraft mit Technik kombiniert, um große Gewichte über den Kopf zu stemmen. Verglichen mit dem Snatch ist das Umsetzen technisch etwas weniger anspruchsvoll, dafür werden beim Clean & Jerk in der Regel deutlich höhere Lasten bewegt.

Zuerst kommt der Clean

Der Athlet beschleunigt die Hantel vom Boden weg, er drückt Beine und Hüften kraftvoll durch und bringt sie für den Bruchteil einer Sekunde zum Schweben. Es folgt der erste Moment der Wahrheit

Hat der Athlet genug Power auf die Stange gebracht, um sie kontrolliert auf die Schultern zu bringen? 

In einer fließenden Bewegung taucht der Athlet unter die Stange in die tiefe Hocke, um das Gewicht zu fangen – schließlich will er die schwere Last nur gerade so hoch anheben, wie eben nötig. Hat er diesen ersten Test bestanden und kann das Gewicht kontrollieren gilt es mit dieser schweren Front-Kniebeuge aufzustehen.

Nach einem kurzen Moment des Sammelns folgt das Ausstoßen – und der zweite Moment der Wahrheit

Der Athlet benutzt etwas Schwung aus den Beinen, um die Hantel von den Schultern zu katapultieren. Er springt in eine gespreizte Position und taucht erneut unter die Hantel, um das Gewicht mit gestreckten Armen zu stabilisieren. 

Schließlich bringt er die Füße zusammen und hält die Hantel sicher über dem Kopf, bis der Kampfrichter das Signal gibt. Der Athlet war erfolgreich, hat seine Kontrolle über die Last bewiesen und darf die Hantel nun abwerfen.

Gewichtheben ≠ Kraftdreikampf ≠ Strongman ≠Bodybuilding

Der ein oder andere mag nun etwas verwirrt sein. Nur zwei Bewegungen, die einen ganzen Sport ausmachen? Und sieht man nicht in jedem Fitness-Studio eine Vielzahl Kraftsportler, die noch viel mehr verschiedene Übungen trainieren?

Stimmt. Und tatsächlich wirst du in den meisten Fitness-Studios eher selten Athletinnen oder Athleten an ihrem Snatch oder ihrem Clean & Jerk arbeiten sehen, da es sich hierbei um relativ komplexe Übungen handelt, die zwar einen wichtigen Teil der Fitness effektiv trainieren (maximale Schnellkraft), aber auch einiges an Übung und Coaching erfordern, bis sie ordentlich erlernt wurden und fehlerfrei in einem Trainingsplan integriert werden können. 

Die meisten Trainierenden, die dir in einem herkömmlichen Fitnessstudio über den Weg laufen, verfolgen vermutlich eher einen Bodybuilding- oder Kraftdreikampf-Ansatz. Vielleicht war auch mal ein Strongman-Athlet dabei – doch auch diese sind aufgrund ihrer speziellen Ausrichtung eher selten in den meisten Fittis anzutreffen. 

All diese verschiedenen Disziplinen produzieren auf ihre Weise beeindruckende Sportlerinnen und Sportler. Ihre konkrete Zielsetzung, Philosophie, Trainingsschwerpunkte und Übungsauswahl unterscheiden sich jedoch maßgeblich voneinander.

Kraftdreikampf (engl. “Powerlifting”)

Powerlifting

Ähnlich wie beim Olympischen Gewichthebens geht es in dieser Disziplin darum, das maximale Gewicht in jeweils einer Wiederholung zu bewältigen. 

Statt sich jedoch auf das Reißen und Umsetzen & Stoßen zu fokussieren, werden im Powerlifting die Übungen der Langhantel-Kniebeuge mit dem Gewicht auf dem Rücken (engl. Back-Squat), dem Kreuzheben (engl. Deadlift) und dem Bankdrücken (engl. Bench Press) getestet.

Strongman

Strongman

Strongmen (und immer öfter auch Strongwomen) stehen in der Tradition alter Schwerathleten, die in früheren Zeiten eher auf Jahrmärkten oder im Zirkus zu bestaunen waren. Sie gehören zur absoluten Spitze, wenn es darum geht, das insgesamt schwerste Gewicht in einer ganzen Reihe vielseitiger Tests zu bewegen. 

Die konkreten Events in einem Strongman-Wettkampf sind immer anders aufgebaut, aber zu den am häufigsten vorkommenden Übungen gehören Farmer’s Carrys, Varianten des Schulterdrückens, Kreuzheben, Stone-Lifting, Gewichtsschlitten schieben bzw. Ziehen und Ähnliches. 

Trotz der großen Bandbreite haben die Tests bei professionellen Strongman-Wettkämpfen eines gemeinsam: die bewegten Lasten sind stets bleischwer und extrem anspruchsvoll.

Bodybuilding

Bodybuilding mit Kurzhanteln

Im Sport des Bodybuildings geht es darum, eine möglichst ästhetische Figur aufzubauen. 

Obwohl es also um weniger objektive Objektive Zielsetzungen wie im Olympischen Gewichtheben oder Powerlifting geht (= maximal bewegte Last), lässt sich das Ziel im Bodybuilding vermutlich mit der Formel “möglichst großer Anteil, gleichmäßig aufgebauter Muskulatur bei möglichst geringem Körperfettanteil” zusammenfassen. 

Wer also regelmäßig das Fitness-Studio besucht, um ein paar Pfunde Fett zu verlieren, oder um ein wenig sportlicher und stärker auszusehen, der ist im weiteren Sinne Bodybuilder.

Ausrüstung für das Olympische Gewichtheben

Langhantel

Olympisches Gewichtheben Ausrüstung

Eine Langhantel nach olympischem Standard ist bei den Männern 220 cm lang und 20 Kilo schwer, für Frauen 201 cm lang und 15 Kilo schwer. Die Enden der Hantel sind drehbar gelagert, was die Belastung auf Handgelenke und Arme bei der Rotation reduziert und eine bessere Kontrolle ermöglicht. 

Für einen besseren Griff verfügen Olympia-Stangen über eine rutschfeste Rändelung, die üblicherweise etwas härter ist als bei Cross-Trainings-Stangen. Zusätzliche Markierungen an der Stange dienen als Orientierungshilfe für eine korrekte Positionierung der Hände. 

Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die Flexibilität der Hantel, die eine gewisse Biegung erlaubt, um die dynamischen Bewegungen beim Heben zu unterstützen. Hergestellt aus hochfestem Stahl, ist die Langhantel dennoch so konstruiert, dass sie extremen Belastungen standhält. Die Enden der Hantelstange haben einen Durchmesser von 50 mm, passend für die standardisierten Gewichtsscheiben.

Bumper Plates

Bumper Plates Gewichte

Bumper Plates sind Gewichtsscheiben aus Gummi, die speziell für das olympische Gewichtheben entwickelt wurden. Sie schützen den Boden und die Hantel bei dem für die Sportart typischen "Droppen", also dem Fallenlassen der Hantel. 

Hierbei absorbieren Bumper-Plates den Aufprall und verringern die Lärmentwicklung. Dank ihrer standardisierten Größe ermöglichen sie eine konsistente Hebetechnik. Ihre Konstruktion erhöht die Sicherheit und verlängert die Lebensdauer der Ausrüstung, was sie ideal für das Training und Wettkämpfe macht.

Racks & Squat Stands

Power Rack

Obwohl ein olympischer Gewichtheber-Wettkampf nur zwei Disziplinen umfasst, trainieren die Athletinnen und Athletinnen natürlich trotzdem mit einer größeren Bandbreite verschiedener Übungen. 

Insbesondere Kniebeugen oder verschiedene Varianten des Schulterdrückens tauchen in ihren Trainingsplänen auf. Bei diesen Übungen gehören Squat Racks zum unverzichtbaren Equipment für das Training mit schwerem Gewicht. 

Abwurfmatten

Je nach Trainingsumgebung sind Abwurfmatten sinnvoll für das Training beim Olympischen Gewichtheben.

Sie schützen den Boden vor Beschädigungen, absorbieren den Aufprall und verlängern die Lebensdauer der Ausrüstung. 

Darüber hinaus reduzieren sie Lärm und Vibrationen. Durch den Komfort und das Vertrauen, das sie bieten, können Athleten selbstbewusster trainieren, ohne Angst vor Beschädigungen im Fundament oder Beschwerden der Nachbarschaft zu haben. 

„Simpel“ bedeutet nicht „einfach“ 

Ein großer Teil des Charmes des Olympischen Gewichthebens liegt in seiner simplen Zielsetzung. Ohne irgendetwas über den Sport zu wissen, kann jeder zufällige Zuschauer nachvollziehen, worum es geht, welcher Athlet bei seinem Versuch erfolgreich war oder wer bei dem selbst gesteckten Ziel zu hoch gepokert hat.

Über die enormen Lasten, die von den Athleten bewegt werden, können Zuschauerinnen und Zuschauer staunen und den Kopf schütteln – und wenn sie vielleicht auch niemals ganz nachvollziehen werden, wie es sich wohl anfühlen mag, 250 Kilo über dem Kopf zu tragen, so kann eine schnelle Umrechnung des Hantel-Gewichts in Wasserkästen doch ausreichen, um ungläubige Bewunderung auszulösen und die Leistungen, die von den Sportlerinnen und Sportlern erbracht werden, entsprechend zu würdigen.

Gewichtheben

Eine olympische Sportart, die nur aus zwei Bewegungen besteht – das bedeutet gleichzeitig auch, dass Athleten sich ganz darauf fokussieren können, diese beiden Disziplinen bis zur absoluten Perfektion zu bringen. 

Während es beispielsweise beim Geräteturnen der Männer bereits fünf verschiedene Disziplinen, dutzende von möglichen Übungen und eine nahezu endlose Anzahl von Kombinationen gibt, fokussieren sich die Athleten des Gewichthebens allein auf den Snatch und den Clean and Jerk. 

Jeder Handgriff sitzt, jeder Muskel spielt seine Rolle und jede noch so kleine Teilbewegung wurde zehntausendfach wiederholt und gedrillt, bis die letzte Ineffizienz ausgemerzt wurde. 

Olympisches Gewichtheben ist konzentrierte Präzision und Perfektion, die sich in dem kurzen Moment eines urgewaltigen Ausbruchs von Power und Willenskraft entlädt. 

Das macht diese Disziplin zu einer so beeindruckenden Sportart.

Wenn nun dein Interesse für den Sport des Olympischen Gewichthebens geweckt ist, dann folge dem Blog, um zu erfahren, was dich in 2024 bei den Olympischen Spielen erwartet.

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