Olympisches Gewichtheben: Athletes To Watch in Paris 2024 | ATLETICA

Olympisches Gewichtheben: Athletes To Watch in Paris 2024 | ATLETICA

Dennis | ATLETICA Dennis | ATLETICA
9 Minuten Lesezeit

Listen to article
Audio generated by DropInBlog's Blog Voice AI™ may have slight pronunciation nuances. Learn more

In den vergangenen Wochen haben wir dir Einblicke in die Welt der Königsdisziplin unter den Kraftsportarten gegeben – dem Olympischen Gewichtheben.

Während wir dir in einem ersten Beitrag die Grundlagen der Sportart erklärt haben und in einem zweiten über den aktuellen Stand des Wettkampfsports informiert haben, bringen wir dich nun auf den neuesten Stand, was die größten Nationen in der Geschichte des Gewichthebens angeht, was die wichtigsten Storylines sind und wer die größten Hoffnungsträger sind, wenn es diesen Sommer vom 07. bis zum 11. August in Paris um die begehrten Medaillen geht.

Olympische Spiele Symbol

Die großen Nationen

Russland

Bis ins frühe 20. Jahrhundert reichen die Wurzeln des Olympischen Gewichthebens in Russland zurück, als die Sportart allmählich an Popularität gewann. Der Aufstieg zur weltweiten Dominanz begann jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als in der Sowjetunion Leistungssport und Gewichtheben insbesondere mehr und mehr zum Prestigeprojekt wurden. 

Ihr fulminantes Debüt gaben die UDSSR-Athleten bei Olympia 1952, wo sie auf Anhieb vier Goldmedaillen gewannen. Dies markierte den Beginn einer Ära der Dominanz im internationalen Gewichtheben, die über Jahrzehnte anhalten sollte.

Die UDSSR setzte auf wissenschaftlich fundierte Trainingsmethoden, eine rigorose Auswahl und die konsequente Förderung von Talenten. Den Höhepunkt erreichte Russland bei den Spielen 1980 in Moskau, wo die sowjetischen Gewichtheber insgesamt sieben mal Gold gewannen. 

Die russische Erfolgs- Ära blieb jedoch nicht ohne ihre Kontroversen: Jahre später wurde bekannt, dass systematisches Doping eine Rolle bei den Erfolgen gespielt hatte. 

Ab 1991 trat Russland als Nachfolgestaat der UDSSR in den internationalen Wettkämpfen an. Trotz der politischen und wirtschaftlichen Umbrüche blieben die russischen Gewichtheber an der Spitze des Sports.

Im neuen Jahrtausend erzielten russische Athleten wie Dmitry Berestov, Dmitry Klokov und Tatiana Kashirina beeindruckende Erfolge und gewannen mehrere Medaillen bei Olympia und WMs. Allerdings geriet der russische Gewichthebersport aufgrund von Dopingvergehen erneut in den Fokus internationaler Kritik. Mehrere Medaillen wurden aberkannt, und russische Athleten erhielten zeitweise Wettkampfsperren.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt Russland eine gewichtige Macht im internationalen Gewichtheben. Die strengen Trainingsmethoden und die Tradition des Sports im Land sorgen weiterhin für eine hohe Leistungsdichte und beeindruckende Ergebnisse.

Bulgarien

Bulgariens Durchbruch im Gewichtheben startete in den 1970er Jahren unter der Leitung des legendären Trainers Ivan Abadzhiev, der mit seinem intensiven Trainingsprogramm, bekannt als "Bulgarische Methode", die Athleten zu außergewöhnlichen Leistungen führte und den Sport nachhaltig prägte. Besonders in den 1980er Jahren dominierten bulgarische Gewichtheber die internationale Szene, allen voran bei den Spielen 1980 in Moskau und 1988 in Seoul, wo sie zahlreiche Goldmedaillen gewannen.

Trotz großer Erfolge wurde das bulgarische Gewichtheben in den 1990er und 2000er Jahren durch mehrere Doping-Skandale belastet, was zu Sperren und Aberkennungen von Medaillen führte. Dennoch bleibt Bulgarien eine einflussreiche Nation im Gewichtheben, deren innovative Trainingsmethoden den Sport nachhaltig geprägt haben.

Als besonderes Nachwuchstalent der bulgarischen Gewichtheber-Schule gilt zudem ATLETICA-Athlet Karlos Nasar, der sich trotz seiner jungen Jahre einen beeindruckenden Namen auf der Weltbühne gemacht hat – und in seiner Jugend von manchen als der vielleicht stärkste Teenager aller Zeiten gehandelt wurde.

China

Nach einem eher gemächlichen Start begann für die Volksrepublik China ab den 1980ern eine Ära der Dominanz auf der Weltbühne des Olympischen Gewichthebens, die bis heute anhält.

Ein systematisches Talent-Scouting in chinesischen Schulen wählt die vielversprechendsten Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten bereits in jungen Jahren aus, woraufhin eine umfassende und disziplinierte Förderung beginnt. Strenge und intensive Trainingsprogramme trennen die Spreu vom Weizen und eine umfassende staatliche Unterstützung sorgt zusätzlich für große finanzielle Anreize, die es erfolgreichen Athleten erlaubt, ein Leben im vergleichsweisen Wohlstand zu führen und ihr Training mit besonderer Motivation zu verfolgen.

Aufgrund der eher undurchsichtigen staatlichen Verhältnisse und der Geschichte Chinas im Umgang mit illegalen leistungssteigernden Substanzen besteht auch weiterhin stets ein gewisser Generalverdacht was das Doping von Chinas Kader angeht.

Die meisten Kategorien werden voraussichtlich auch in Paris 2024 von chinesischen Sportlerinnen und Sportlern dominiert werden, während der Rest der Welt versucht, diese vom Thron zu stoßen.

Deutschland

Die ersten internationalen Erfolge für Deutschland begannen bereits in den 1920er Jahren. Diese frühe Erfolgsgeschichte wurde jedoch durch den Zweiten Weltkrieg und seine Nachwirkungen unterbrochen. 

Ab den 1970ern erlebte die DDR eine Blütezeit im Gewichtheben. Mit einem strengen staatlich geförderten Trainingssystem erzielten die Ost-Athleten herausragende Ergebnisse. Die DDR-Heber gewannen zahlreiche Medaillen bei WMs und Olympischen Spielen, oft unterstützt durch intensive wissenschaftliche Forschung und – du ahnst es bereits – leider auch durch systematisches Doping, wie später bekannt wurde.

Die BRD hatte ebenfalls erfolgreiche Gewichtheber, die zwar auch ihre Erfolge erzielten, insgesamt jedoch hinter der Konkurrenz jenseits des Eisernen Vorhangs zurückblieben. Nach der Wiedervereinigung 1990 traten die Athleten aus Ost- und Westdeutschland gemeinsam als Team an – jedoch konnte Deutschland nicht mehr an die früheren Erfolge der DDR anknüpfen.

Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten die ganz großen deutschen Erfolge bei Olympia weitestgehend ausblieben: Unvergessen bleibt das dramatische und emotionale Finale der Olympischen Spiele 2008 in Beijing, als der gebürtige Österreicher Matthias Steiner für Deutschland an den Start ging und die Gold-Medaille erringen konnte.

Heute ist die deutsche Szene gut organisiert und profitiert von einer soliden Infrastruktur. Durch die große Popularität von Cross-Trainings-Methoden werden mehr Sportler denn je an den Umgang mit der Langhantel herangeführt, was auch den Gewichtheber-Vereinen spürbar zugute kommt. 

Der Fokus liegt auf der Förderung junger Talente und der Integration wissenschaftlicher Erkenntnisse in das Training. Trotz der Herausforderungen und der Konkurrenz aus anderen Ländern bleibt Deutschland eine respektierte Nation im internationalen Gewichtheben.

Karlos Nasar Gewichtheben

Athletes to watch!

Lasha Talakhadze (Georgien)

Der georgische Weltrekordhalter Lasha Talakhadze (@talakhadzelasha_official), wird trotz einer Knieverletzung im Vorfeld bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris als Favorit im +102 kg-Wettbewerb erwartet. Obwohl er sich von der EM und dem IWF-Weltcup zurückgezogen hat, konzentriert sich sein Team vollständig auf seine Teilnahme in Paris​. 

Talakhadze könnte versuchen, seine bisherigen Weltrekorde zu übertreffen und möglicherweise die 500-kg-Marke (!) in der Gesamtwertung zu erreichen. Wenn er fit bleibt, hat er gute Chancen, erneut Gold in seiner Kategorie zu gewinnen.

Li Fabin (China)

Der Chinese Li Fabin (@lifabin61kg) ist mit seinen 31 Jahren mittlerweile ein alter Hase im Gewichtheben, gilt aber noch immer als einer der Top-Favoriten in der 61-kg-Kategorie. Er gewann bereits Gold bei den Olympia 2020 in Tokio und hat kürzlich beim IWF-Weltcup 2024 zwei Goldmedaillen sowie einen neuen Weltrekord im Reißen mit 146 kg aufgestellt​​.

Li Fabin hält derzeit alle drei Weltrekorde in seiner Gewichtsklasse und gilt als der dominierende Gewichtheber in dieser Kategorie.​ 

Karlos Nasar (Bulgarien)

Nach seinem fulminanten Debüt in der internationalen Gewichtheber-Szene in 2021 wird auch dieses Jahr von dem bulgarischen Nachwuchs-Star und ATLETICA-Athlet Karlos Nasar (@karlos_nasar_) Großes erwartet. Sein Ziel ist die Goldmedaille in der 89 kg-Kategorie und bei den Qualifikations-Wettbewerben, einschließlich des IWF-Weltcups, hat Nasar beeindruckende Leistungen gezeigt und mehrere Weltrekorde aufgestellt.

Gewichtheben Karlos Nasar

Nasar zählt zu den Top-Herausforderern der chinesischen Gewichtheber und insbesondere sein Duell mit Routinier Tian Tao wird bereits mit Spannung erwartet. 

Giulia Imperio (Italien)

Die Italienerin Giulia Imperio (@giuliaimperioo) wird bei den Olympischen Spielen 2024 als starke Konkurrentin im Frauen-49-kg-Wettbewerb erwartet. Ihre Erfolge, darunter Gold bei den Mittelmeerspielen 2022 und eine Silbermedaille bei den Europameisterschaften 2023, machen sie trotz eine  Rückschlages bei der WM 2023, bei der sie die meisten ihrer Versuche verfehlte, zu einer Medaillenanwärterin in Paris​.

Hampton Morris (USA)

Der aufstrebende Amerikaner Hampton Morris (@hamtponmorris) hat bei den bevorstehenden Spielen in Paris hohe Erwartungen geweckt. Durch seine herausragenden Leistungen in der 61-kg-Klasse und seine enthusiastische Persönlichkeit hat sich der 20-jährige Morris inzwischen einen Namen gemacht.

Bei den letzten Qualifikations-Wettkämpfen stellte er mehrere Weltrekorde auf, darunter eine beeindruckende Leistung von 176 kg im Clean and Jerk, und sicherte sich damit praktisch seine Teilnahme an den Spielen​.

Loredana Toma (Rumänien)

Die rumänische Fan-Favoritin Loredana Toma (@tomaloredanaelena) hat in den vergangenen Jahren beeindruckende Leistungen gezeigt, indem sie bei der EM in der 71-kg-Kategorie Gold gewann. 

Toma gilt als eine der besten Gewichtheberinnen in ihrer Klasse und hat bei früheren WMs gezeigt, dass sie auf höchstem Niveau konkurrieren kann. Ihre jüngsten Leistungen machen sie zu einer Favoritin für eine Medaille in Paris​.

Tian Tao (China)

Vom Chinesen Tian Tao (@tiantao89kg1) wird ebenfalls eine starke Demonstration in Paris erwartet. Nach einer kurzen Pause aufgrund einer Schulterverletzung und einer verpassten Qualifikation für die Spiele in Tokio 2021 ist er zurück und zielt auf die Teilnahme im 89-kg-Gewichtsklasse – das Duell zwischen ihm und Nachwuchs-Star Karlos Nasar gehört zu den mit der größten Spannung erwarteten Begegnungen im Olympischen Wettkampf. 

Tao ist bekannt für seine beeindruckenden Clean-and-Jerk-Leistungen und hält den Weltrekord in dieser Disziplin mit 231 kg. Als ehemaliger Weltmeister hat er bewiesen, dass er auf höchstem Niveau konkurrieren kann​. 

Olympische Spiele

Alle Augen auf die Plattform

Das Olympische Gewichtheben ist eine beeindruckende Disziplin, wo Präzision, Power und ein entschlossener Wille aufeinandertreffen, sich in einem kurzen, dramatischen Moment entladen und so über Sieg oder Niederlage entscheiden. 

Athletinnen und Athleten unterschiedlichster Nationen werden in wenigen Wochen aufeinandertreffen und sich um die größte Auszeichnung in ihrem Sport duellieren. 

Aufgrund einiger Regel- und Gewichtsklassenänderungen wird einiges neu sein auf der Plattform und es wird vermutlich auch einige Überraschungen geben.

Aber so viel ist sicher: die Sportler werden ihr Bestes geben, um siegreich von der Bühne zu gehen.

« Zurück zu den Artikeln