Fitness-Tracker: Ein sinnvolles Werkzeug für ein gesundes Leben? | ATLETICA

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Dennis | ATLETICA Dennis | ATLETICA
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In einer Zeit, in der dein neues Auto sich von selbst auf die Arbeit fährt, der Sushi-Teller im Asia-Restaurant vom Roboter an den Tisch gebracht wird und das neue Organ schon bald aus dem 3D-Drucker kommt, hat die moderne Technik natürlich auch Einzug in Gyms und Haushalte gefunden – und prägt die Art und Weise, wie wir uns bewegen, trainieren und unseren Alltag gestalten. Zu den mittlerweile am weitesten verbreiteten Gadgets gehören Fitness-Tracker: Armbänder, Smartwatches, Pulsgurte und andere "Wearables", die wir – wie der Name verrät – am Körper tragen und uns Informationen über unseren Körper und seine aktuelle Verfassung liefern. 

Abhängig von Art und Modell unseres Geräts können wir auf diese Weise unsere Herzfrequenz beim Sport im Blick behalten, unsere täglichen Schrittzahlen checken oder Erinnerungen schalten, die uns darauf hinweisen, regelmäßig vom Schreibtisch aufzustehen, genügend Wasser zu trinken oder uns ermahnen, frühzeitig ins Bett zu gehen.

Fitness-Tracker Workout

Zusätzliche Informationen sind in den meisten Fällen allerdings nur nützlich, wenn sie sich konkret auf unsere Lebensweise anwenden lassen und zu besseren Verhaltensmustern führen. 

Bei Informationen, die um ihrer selbst Willen erhoben werden, handelt es sich dagegen in der Regel eher um “Noise”: ein konstantes Hintergrund-Rauschen, dass uns ablenkt und den Fortschritt bei den tatsächlich wichtigen Dingen erschwert.

Signal” oder “Noise”? Um welche Art von Informationen handelt es sich bei den Daten, die unsere Fitness-Tracker über uns sammeln? 

Wir schauen es uns genauer an!

Vorteile von Fitness-Trackern: Gemeinschaft, Motivation und Selbst-Optimierung

Bewusstsein und Motivation

Widerstandsbänder

Einer der offensichtlichsten Vorteile von Fitness-Trackern ist ihr Potenzial, Bewusstsein für bestimmte Lebensweisen und Gewohnheiten zu schaffen und auf diese Weise zur Verbesserung dieser Muster zu motivieren. 

Indem sie kontinuierlich Daten wie Schritte, Herzfrequenz, Kalorienverbrauch und Schlafverhalten erfassen, ermöglichen sie den Benutzern ein tiefes Verständnis ihres Körpers und die Auswirkungen bestimmter Verhaltensweisen auf Aspekte wie Stresslevel, Vitalität, Konzentration und Leistungsfähigkeit. Diese Informationen können Menschen motivieren, aktiver zu werden und ihre Fitnessziele konsequent zu verfolgen.

Zielsetzung und Fortschrittsverfolgung

Sport Ernährung

What gets measured gets managed” ist ein bekanntes Zitat aus der Business- und Finanzwelt, das für viele auch zur zentralen Maxime für die Erreichung ihrer Fitness-Ziele geworden ist.

Dieser Ansatz macht durchaus Sinn: Wer sich möglichst konkrete Ziele steckt, kann überprüfen, wo genau er sich auf dem Weg dorthin befindet, ob er Fortschritte macht oder zurückfällt.

Fitness-Tracker bieten dafür eine effektive Methode, sich realistische Ziele zu setzen und den Fortschritt im Laufe der Zeit zu verfolgen. Durch die Möglichkeit, Daten wie Schlafqualität, tägliche Schrittzahlen oder verbrannte Kalorien grafisch darzustellen und Trends zu analysieren, können Benutzer leicht erkennen, ob sie sich ihren Zielen annähern oder wo möglicherweise weitere Anpassungen vorgenommen werden müssen.

Selbstoptimierung & der Aufbau von Routinen

gesunde Ernährung

Dem Aufbau von Routinen wird gerade in den letzten Jahren eine Menge Aufmerksamkeit gewidmet. Bekannte Forscher wie Andrew Huberman teilen ihre gesundheits-optimierten Routinen auf Social Media und Bücher wie Atomic Habits von James Clear oder The Power of Habit von Charles Duhigg betonen die Bedeutsamkeit von Gewohnheiten für die Gestaltung unseres Alltags und unsere Lebensweise. Wenn tägliche Bewegung für dich zur Routine geworden ist, dann musst du nicht erst auf Willenskraft und Selbstüberwindung zurückgreifen, um dich zum Training zu bewegen – du tust es, weil es sich seltsam anfühlen würde, es nicht zu tun.

Die Schwierigkeit liegt jedoch vor allem in der Festigung von neuen Routinen. Wenn sich eine Gewohnheit noch nicht eingespielt hat, ist es leicht, sie zu vergessen und das sich erst formende Muster zu unterbrechen – und hier kommen Fitness-Tracker ins Spiel.

Durch das kontinuierliche Feedback und die Erinnerungen, die von Fitness-Trackern und Smartwatches bereitgestellt werden, können Benutzer positive Verhaltensänderungen vornehmen. Ob es darum geht, öfter spazieren zu gehen, regelmäßig zu trainieren oder besser zu schlafen, diese Geräte können durch ihr kurzfristiges Feedback dabei helfen, gesündere Gewohnheiten zu etablieren und aufrechtzuerhalten.

Gemeinschaft und Wettbewerb

Laufen in der Natur

Viele Fitness-Tracker oder Smartwatches bieten soziale Funktionen, die es Benutzern ermöglichen, sich mit Freunden, Familie oder anderen Benutzern zu verbinden. Damit können sie zum Schlüssel zu einem lebendigen Netzwerk von Gleichgesinnten werden. 

Gepaart mit den vielen Möglichkeiten zur Erfassung verschiedener Sport- und Lifestyle-Aspekte kann dies das Gefühl einer unterstützenden Gemeinschaft erzeugen und einen gesunden Wettbewerb fördern, der die Motivation steigert und das Engagement für Fitnessziele erhöht.

Egal ob es darum geht, sich gegenseitig anzuspornen, Erfolge zu feiern oder sich durch Herausforderungen zu unterstützen, die sozialen Funktionen der Fitness-Tracker schaffen eine Atmosphäre und ein Netzwerk der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Erfolgs.

Die Schattenseiten: Stress, Entfremdung & Überwachung

Genauigkeit und Zuverlässigkeit

Beinpresse Übungen

Trotz der Fortschritte in der Technologie sind Fitness-Tracker nicht immer 100% genau. 

Während sie eine Fülle von Daten über unsere körperliche Aktivität liefern können, einschließlich Schrittzählung, Kalorienverbrauch und Herzfrequenz, können diese Messungen von Gerät zu Gerät durchaus voneinander abweichen und unter Umständen unzuverlässig sein. Diese Ungenauigkeiten können verschiedene Ursachen haben, von technischen Eigenheiten oder Fehlern bis hin zu individuellen Unterschieden in der Anatomie und dem Verhalten des Nutzers.

So können Fitness-Tracker Schwierigkeiten haben, Schritte oder Distanz genau zu messen, besonders wenn die Bewegung schwer durch die Sensoren zu erfassen ist, wie etwa beim Radfahren auf der Straße oder beim Krafttraining. Ebenso können Faktoren wie die Platzierung des Trackers am Körper oder die Qualität der Sensoren die Genauigkeit der Pulsmessung beeinflussen.

Für Benutzer kann diese Unzuverlässigkeit zu Frustration führen, insbesondere wenn sie sich stark auf die von ihren Fitness-Trackern bereitgestellten Daten verlassen, um ihre Fortschritte zu bewerten oder ihre Trainingsziele zu verfolgen. Wenn die erfassten Daten nicht konsistent oder genau sind, können Benutzer möglicherweise falsche Annahmen über ihre Leistung treffen oder sich entmutigt fühlen, wenn ihre Ziele scheinbar unerreichbar erscheinen.

Überwachung und Stress

Kettlebell Workout

Während Fitness-Tracker dazu dienen, Bewusstsein und Motivation zu schaffen, können sie auch zu einem gewissen Grad Stress verursachen. Die ständige Überwachung von Fitnesszielen und -daten kann zu einem Gefühl der Unfreiheit oder des Versagens führen, insbesondere wenn Benutzer ihre Ziele nicht erreichen.

Statt also zu einer gesünderen Lebensweise zu verhelfen, bilden sie in diesen Fällen einen zusätzlichen Stressfaktor oder eine kleinliche Obsession darüber, das nächste Schrittziel zur erreichen, die nächste Fitness-Challenge zu erfüllen oder die Kette deiner täglichen Gewohnheiten nicht abreißen zu lassen.

Ohne ein gesundes Maß an Reflektion und Erdung können sie zur Quelle zusätzlicher Ablenkung und täglichen Gängelung werden, statt dem Nutzer dabei zu helfen, im Hier und Jetzt ein Gefühl für den Körper zu entwickeln und seine Umwelt zu genießen. Ein wesentlicher Vorteil von Fitness-Training liegt darin, dem Sportler körperliche und psychische Freiheit zu erhalten. Gerade letztere kann jedoch durch eine übermäßige Fixierung auf Performance-Daten auf der Strecke bleiben.

Entfremdung vom eigenen Körpergefühl

Verletzungsprävention

Einer der großen Vorteile von Fitness-Trackern liegt in der Möglichkeit zur Erfassung und Quantifizierung von Verhaltensweisen und biometrischen Informationen, was es uns erlaubt, eigene Ziele zu stecken und Routinen zu optimieren.

Gleichzeitig können diese Methoden jedoch auch zur Quelle der Entfremdung vom eigenen Körper werden.

Jedes Messinstrument ist schließlich auch immer nur genau das: ein Werkzeug, um einen einzelnen, sehr spezifischen Aspekt eines Gesamtsystems genau zu beleuchten. 

Der menschliche Körper ist in seiner Gesamtheit jedoch viel zu komplex, als dass er bisher durch die uns bekannten Messwerte komplett beschrieben werden könnte – er ist mehr als die Summe seiner Teile. 

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Nutzer von Fitness-Trackern regelmäßig dem Dilemma begegnen, dass sich die Messwerte nicht mit dem Empfinden des eigenen Körpers decken: 

Der Schlaf-Score ist im Keller, der Stresspegel auf der Smartwatch geht durch die Decke, doch man selbst fühlt sich ausgeruht, fit und bereit in den Tag zu starten. 

Soll das geplante Training nun wie gedacht durchgezogen werden oder ist eher ein Tag Pause angesagt? 

Umgekehrt können Biomarker auch die perfekte Leistungsfähigkeit und Bestleistungen prognostizieren, solange sie wollen – das hilft dir nichts, wenn du dich erschöpft, schwach und ausgelaugt fühlst.

Es geht also darum, die Messwerte der Fitness-Tracker im Auge zu behalten und als einen Anhaltspunkt für die Optimierung der eigenen Gewohnheiten zu nutzen. 

Gleichzeitig aber sollte der Fokus immer darauf liegen, zunächst ein Verständnis und ein Gespür für die Signale zu entwickeln, die dein Körper dir mitzuteilen versucht.

Die Sache mit dem Datenschutz 

Da Fitness-Tracker persönliche Gesundheitsdaten sammeln und speichern, gibt es auch Datenschutzbedenken. Fitness-Tracker können verwendet werden, um das Verhalten und die Aktivitäten der Benutzer zu überwachen. Die gesammelten Daten können möglicherweise mit Versicherungen, Marketing-Instituten oder Forschungsorganisationen geteilt werden. 

Dies kann zu Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre führen, insbesondere wenn die Daten ohne Zustimmung des Benutzers oder ohne angemessene Transparenz über ihre Verwendung verwendet werden. Selbst wenn Fitness-Tracker-Daten anonymisiert erscheinen, können sie in einigen Fällen leicht auf bestimmte Personen zurückverfolgt werden, insbesondere wenn sie mit anderen Datenquellen kombiniert werden.

Die wenigsten Nutzer haben ein Bewusstsein oder die Kontrolle darüber, wie ihre Daten gesammelt, gespeichert und verwendet werden.

Fazit – Ein nützliches Werkzeug, wenn die Grenzen bekannt sind

Rudern am Rudergerät

Fitness-Tracker haben zweifellos die Art und Weise, wie wir Fitness betreiben und unsere Gesundheit überwachen, revolutioniert. Sie bieten eine Vielzahl von Vorteilen, darunter die Schaffung von Bewusstsein, Motivation, Zielsetzung und Gemeinschaftsbildung. Trotzdem ist es wichtig, sich der potenziellen Nachteile bewusst zu sein und einen ausgewogenen Ansatz zu verfolgen. 

Insgesamt können Fitness-Tracker und Smartwatches ein wertvolles Werkzeug für den Sport und ein gesundes Leben sein, aber ihr Nutzen hängt stark davon ab, wie sie verwendet werden. Es ist wichtig, die Daten kritisch zu betrachten, sich nicht zu sehr von ihnen abhängig zu machen und stets das Gleichgewicht zwischen Technologie und persönlichem Wohlbefinden zu wahren.

Im Zentrum sollte immer zunächst das Gespür für den eigenen Körper und die eigene Psyche stehen. Von diesem Ausgangspunkt kommend, bieten anschließend biometrische Daten einen zusätzlichen Anhaltspunkt und ein durchaus nützliches Werkzeug, das uns bei der Erreichung unserer Ziele unterstützen kann.

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