Eine Multipresse oder ein Power Rack mit Kabelzug ist ein vielseitiges Widerstandstrainingsgerät. mit dem du verschiedene Übungen zur Muskelstärkung besonders effektiv durchführen kannst. Wenn du darüber nachdenkst, ein Kabelzug-System zu kaufen, solltest du das sogenannte Übersetzungsverhältnis in hohem Maße in deine Überlegungen einbeziehen. In diesem Beitrag erfährst du, worum es sich bei diesem bedeutsamen Kriterium genau handelt und was 1:1- und 2:1-Kabelzüge im Detail unterscheidet.
Das Wichtigste in Kürze:
- Das Übersetzungsverhältnis bestimmt die Kraftübertragung und damit den tatsächlichen Widerstand des Kabelzugs.
- Je höher das Verhältnis, desto länger ist das Kabel und geringer der Gesamtwiderstand.
- Dividiere das Gewicht auf dem Stapel durch die höchste Zahl des jeweiligen Verhältnisses, um den realen Widerstand an den Kabelenden zu ermitteln.
- Ein 1:1-Kabelzug ist ideal für Übungen, bei denen die Bewegungen eher langsam und kompakt erfolgen und du eine größtmögliche Kraftübertragung wünschst, beispielsweise Latzug oder Beinpresse.
- Ein 2:1-Kabelzug ist ideal für Übungen, bei denen schnellere und/oder größere Bewegungen gefragt sind, sodass du ein längeres, reaktionsfähigeres Kabel benötigst.
- Das Verhältnis wirkt sich auch auf den Aufbau der jeweiligen Multipresse mit Kabelzug und in der Folge auf die Größe und den Preis aus.
- 2:1-Kabelzug-Systeme beanspruchen in der Regel mehr Platz und sind gemeinhin auch teurer als 1:1-Kabelzüge.
Was bedeutet das Übersetzungsverhältnis beim Kabelzug?
Das Übersetzungsverhältnis beim Kabelzug definiert den Unterschied zwischen den Kilos auf dem Gewichtsstapel und dem tatsächlichen Widerstand, der am Griff ankommt und den du somit bei deinem Krafttraining spürst. Kurz gesagt gibt das Verhältnis Aufschluss über die Kraftübertragung. Es setzt sich aus zwei Zahlen zusammen: Die eine Zahl steht für den effektiven Widerstand, die andere für die Gewichtsmenge auf dem Stapel. Um nun die reale Kraftübertragung zu berechnen, dividierst du einfach das gewählte Stapelgewicht durch die Zahl, die den effektiven Widerstand repräsentiert.
Hinweis: Die Zahl, die den effektiven Widerstand repräsentiert, ist stets die höhere. Ausnahme: Beim Verhältnis 1:1 sind die Zahlen gleich.
Beispiel: Du hast ein Kabelzug-System mit dem Verhältnis 2:1 und belädst den Gewichtsstapel deiner Multipresse mit 50 Kilos. Nun dividierst du diese 50 Kilogramm gemäß der erwähnten Formel durch die Zahl 2. Somit beträgt die effektive Kraftübertragung beim Training ungefähr 25 Kilogramm. Besitzt du stattdessen einen 1:1-Kabelzug, entspricht der reale Widerstand in etwa dem Gewichtsstapel, also rund 50 Kilogramm, da 50 geteilt durch 1 wieder 50 ergibt. Bei einem 70 Kilogramm schweren Gewichtsstapel hast du je nach Übersetzung folglich eine Kraftübertragung von rund 35 beziehungsweise 70 Kilos.
Warum "ungefähr", "in etwa" und "rund"? Weil die genannten Werte jeweils Umlenkrollen mit einem perfekten Wirkungsgrad von 100 Prozent voraussetzen. Durch die beim Kabelzug entstehende Reibung gibt es diesen perfekten Wirkungsgrad in der Realität aber nicht. Je mehr Umlenkrollen zum Einsatz kommen, desto höher sind die Reibung und der Widerstand. Um die Berechnungen und überhaupt die Erklärung des recht kniffligen Themas ein Stück weit zu vereinfachen, lassen wir ausnahmsweise Perfektion walten. Doch Halt: Was hat es denn nun wieder mit den Umlenkrollen auf sich? Dazu gleich mehr.
Zuvor sei noch erläutert, wie das Verhältnis schriftlich und mündlich ausgedrückt wird. Bei 1:1 kann man nichts verändern, es ist vorne und hinten immer gleich. Bei den Verhältnissen mit einer höheren Zahl begegnest du jedoch jeweils beiden möglichen Varianten, also beispielsweise 2:1 oder 1:2. Lass dich davon nicht irritieren, denn gemeint ist das gleiche. 2:1 sagt ebenso wie 1:2 aus, dass der effektive Widerstand circa der Hälfte des Gewichtsstapels entspricht.
Es gibt übrigens auch noch die Übersetzungsverhältnisse 3:1/1:3 und 4:1/1:4, bei denen sich der effektive Widerstand also auf rund ein Drittel oder Viertel des gestapelten Gewichts beläuft.
Wichtig: Das Verhältnis bezieht sich auf beidhändiges Ziehen, also auf zwei Griffe. Um die Kraftübertragung für einen einzelnen Griff zu ermitteln, musst du den für zwei Griffe geltenden Widerstand jeweils halbieren. Um noch einmal das Beispiel mit dem 50 Kilogramm schweren Gewichtsstapel heranzuziehen: Die Gewichtsübertragung pro Griff beträgt bei einem 2:1-Kabelzug 12,5 Kilogramm und bei einem 1:1-Kabelzug 25 Kilogramm.
Umlenkrollen und die Physik des Übersetzungsverhältnisses
Für alle, die es interessiert, erklären wir an dieser Stelle kurz das physikalische Prinzip. Ein Kabelzug wird grundsätzlich durch eine oder mehrere Umlenkrollen geführt. Umlenkrollen sind Rollen, die dazu dienen, die Kräfte in die gewünschten Bahnen zu lenken. Ordnet man die Umlenkrollen als Flaschenzug an, so verändern sich die Richtung und/oder der Betrag der wirkenden Kraft sowie die Kabellänge.
Die einfachste Form eines Flaschenzugs besteht aus einer festen Umlenkrolle. Fest bedeutet, dass sich die Rolle nicht bewegen kann. Dadurch ändert sie lediglich die Zugrichtung, nicht aber die Zugkraft. Bei einem Latzug beispielsweise sorgt die Kabelführung über die fixe Umlenkrolle dafür, dass du das volle Gewicht auf dem Stapel von oben nach unten ziehen kannst.
Umfasst der Flaschenzug (auch) eine oder mehrere lose, bewegliche Umlenkrollen, so lassen sich durch bestimmte Kabelverläufe entlang dieser Rollen unterschiedliche Übersetzungsverhältnisse realisieren. Entscheidend ist die Anzahl der tragenden Kabelstücke, auf die sich die Gesamtkraft verteilt. Für einen Kabelzug mit dem Verhältnis 2:1 braucht es zwei tragende Kabelstücke, die den Output des Gewichts um 50 Prozent reduzieren.
Um den effektiven Widerstand am Kabelende wie beschrieben verringern zu können, ist logischerweise ein längeres Kabel erforderlich. Bei einem 2:1-Kabelzug muss der Zugweg im Vergleich zu dem bei einem 1:1-System doppelt so lang sein, damit sich die aufzubringende Zugkraft halbiert.
Auswirkungen des Übersetzungsverhältnisses auf die Kabelzugstation
Die physikalischen Prämissen für die verschiedenen Übersetzungsverhältnisse wirken sich in mehrerlei Hinsicht auf die Kabelzugstation aus:
- auf die Größe
- auf den Preis
- auf die Nutzung
1. Größe
Prinzipiell gilt: Je geringer die effektive Kraftübertragung, desto größer die Multipresse. Na klar, denn wenn mehrere Rollen und längere Kabel unterzubringen sind, braucht es mehr Raum. Das bedeutet, dass du in deinem Home Gym für eine Kabelzugstation mit dem Verhältnis 2:1 mehr Fläche zur Verfügung haben musst als für eine Ausführung mit dem Verhältnis 1:1. Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass bei einem 2:1-Modell für den gleichen Widerstand wie bei einer 1:1-Lösung doppelt so viel Gewicht erforderlich ist. Und dieses Zusatzgewicht beansprucht selbstverständlich ebenso Platz.
Anmerkung: Wie viele freie Quadratmeter wirklich nötig sind, hängt natürlich immer auch davon ab, wie das spezifische Fitnessgerät insgesamt aufgebaut ist.
2. Preis
Eine umfangreichere Ausstattung geht mit einem höheren Preis einher. Da für eine Kabelzugstation mit einem Übersetzungsverhältnis von 2:1 mehr Material benötigt wird, ist sie normalerweise kostenintensiver als ein Fitnessgerät mit einem 1:1-Kabelzug.
3. Nutzung
Eines solltest du grundsätzlich wissen: Beim Vergleich der Kabelzug-Übersetzungsverhältnisse 1:1 und 2:1 gibt es nicht den einen Sieger. Vielmehr kommt es darauf an, was und wie du trainieren willst. Je nachdem, was du mit deinem Krafttraining erreichen möchtest und welche Übungen du passend zu deinen Zielen anvisierst, ist das eine oder das andere Verhältnis besser für dich geeignet. Und fest steht auch: Die Vorteile des einen sind jeweils die Nachteile des anderen Übersetzungsverhältnisses - und umgekehrt.
Kabelzug mit einer Kraftübertragung von 2:1: Das Kabelende, an dem du ziehst, legt die doppelte Strecke des Gewichts zurück, das du anhebst. Beispiel zum besseren Verständnis: Wenn du das Kabelende zehn Zentimeter herunter, hoch oder horizontal wegziehst, bewegt sich der Gewichtsstapel um fünf Zentimeter. Durch die geringere Trägheit des Stapels ist das Kabel reaktionsfähiger, das effektive Gewicht aber halbiert. Du kannst das Kabel flüssiger und schneller bewegen; dafür kommen nur 50 Prozent der Kilos auf dem Stapel bei dir an. Dies ist etwa dann vorteilhaft, wenn du weniger auf isoliertes als auf funktionelles Krafttraining aus bist, bei dem du deinen Körper als ganzheitliches System stärkst. Für entsprechende Übungen benötigst du mehr Bewegungsspielraum, aber nicht zwingend den maximalen Widerstand.
Kabelzug mit einer Kraftübertragung von 1:1: Das Kabelende, an dem du ziehst, legt die gleiche Strecke des Gewichts zurück, das du anhebst. Somit bewegt sich der Gewichtsstapel um fünf Zentimeter, wenn du das Kabelende um fünf Zentimeter bewegst. Der Stapel ist Träger und das Kabel weniger reaktionsfähig, dafür kommt das volle Gewicht bei dir an. Durch diese Eigenschaften empfiehlt sich die Übersetzung von 1:1 vor allem für Kraftsportler, die richtig viel Muskelmasse aufbauen wollen. Insbesondere Bodybuilder sollten ein solches Kabelzug-System kaufen, um ihre Ziele zu erreichen.
Praktisch: Es gibt auch Fitnessgeräte, bei denen du mit beiden Übersetzungsverhältnissen trainieren kannst.
Fazit: Kauf dir ein Kabelzug-System, dessen Übersetzungsverhältnis am besten zu dir passt!
Wenn du ein Kabelzug-System kaufen willst, raten wir dir, neben der grundlegenden Qualität das Übersetzungsverhältnis zu priorisieren. Für die meisten Trainierenden bietet ein Verhältnis von 2:1 ausreichend Gewicht, auch wenn der effektive Widerstand immer nur der Hälfte des gewählten Stapels entspricht. Der große Vorteil eines Kabelzug-Systems mit dieser Übersetzung ist die Flexibilität beim Krafttraining. Du kannst dann auch funktionell arbeiten. Allerdings erfordert eine solche Station gemeinhin mehr verfügbaren Platz in deinem Home Gym und auch ein größeres Budget. Wenn du vornehmlich nach isoliertem Muskelaufbau strebst und/oder Fläche und Geld sparen willst oder musst, liegst du mit einem Kabelzug-Übersetzungsverhältnis von 1:1 goldrichtig.